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Biosphärenreservat Pfälzerwald (südlicher Teil) e. V.
Bobenthal

17.04.2021

Kulturlandschaft Streuobstwiese

Das bedrohtes Paradies vor unserer Haustür

Der traditionelle Obstanbau und die Pflege von Streuobstwiesen liegt uns am Herzen und ist für Landschaftspflege, Naturschutz und als Kulturgut für unsere Region sehr wichtig. Aus diesem Grund engagiert sich unser Verein für heimische Streuobstbestände.
Streuobstwiesen prägen maßgeblich die abwechslungsreiche Umgebung und somit das Landschaftsbild als zentrales Erkennungsmerkmal auch bei uns im Dahner Felsenland. Sie sehen nicht nur schön in der Blütezeit aus, sondern haben über das ganze Jahr einen sehr hohen ökologischen Wert und bieten Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Ihren Namen haben die Streuobstwiesen von den verstreut gepflanzten Bäumen. Häufig sind dies Apfelbäume, aber auch Birne, Zwetschge, Mirabellen und Kirschbäume. Viele alte Obstsorten sind über Hunderte von Jahren entstanden und stellen eine wichtige Genressource für kommende Generationen dar.
Die Notwendigkeit der Selbstversorgung rückt leider immer mehr in den Hintergrund, deshalb verwildern heute immer mehr Streuobstwiesen. Auch viele zum Teil ältere Besitzer können die Pflege nicht mehr leisten und bei der nachfolgenden Generation ist das Interesse gering.
Die Pflege der alten Obstbäume ist aufwendig und anstrengend führt aber zwangsläufig zu einer starken Identifikation der Menschen mit der Natur. Das Obst entspricht in Form und Farbe nicht immer den Industrieprodukten in den Supermarktregalen. Was viele nicht wissen ist, dass alte Apfelsorten speziell für Allergiker besonders gut verträglich sind. So köstlich und wertvoll das Obst von Streuobstwiesen aber ist, im Herbst kommt es zu der traurigen Situation, dass die Supermärkte Äpfel aus der ganzen Welt anbieten, während vor unserer Haustür die Bäume unter ihrer Last zusammenbrechen. Diesem Trend wollen wir wenn möglich entgegenwirken.
Tante Ida, mittlerweile 90 Lenze jung hat eine Streuobstwiese mit zwei Birnen-, acht Apfel- und zwei Zwetschgenbäumen. Sie selbst kann sich um die Wiese nicht mehr kümmern. Daher wurde in den letzten 15 Jahren nur gemäht, die Bäume aber nicht geschnitten. Aufgrund des sonnenreichen Frühjahrs und Sommers 2020 waren viele Früchte und zum Teil zu viel Last auf den alten Obstbäumen, so dass einige Äste brachen. Wir haben die Birnen und Äpfel abgeerntet. Daraus sind einige leckere Kuchen gebacken worden und rund 350 Liter Apfelsaft für den Eigenbedarf entstanden. Für uns stand fest hier wollen wir versuchen im Frühjahr genau nachzuschauen und wenn möglich die Obstbäume mit Hilfe eines Profis zu schneiden und zu reaktivieren. Damit Obstbäume gesund, kräftig und ertragreich bleiben, müssen diese in regelmäßigen Abständen entsprechend geschnitten werden. Nur mit einer lichtdurchlässigen Krone können die Früchte im inneren und unteren Bereich ausreichend Sonne abbekommen. Zudem wird ein entsprechend geschnittener Obstbaum widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Pilzkrankheiten. Aus diesem Grund sind wir Anfang März mit Leiter, Schere und Säge bewaffnet, losgezogen um die Bäume für die Zukunft fit zu machen.

Das Vorgehen war bei allen Bäumen identisch. Zuerst mussten gebrochene oder verdorrte Äste entfernt werden. Danach wurden weit überstehende oder schwere nach unten hänge Äste mit einem Entlastungsschnitt abgesägt. Abschließend wurde konkurrierende Triebe herausgeschnitten.

Die Äste, die unter der Last von zu vielen Früchten gebrochen sind werden herausgeschnitten.

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Weit überstehende Äste brauchen ebenfalls einen Rückschnitt damit diese nicht abknicken.

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Was jetzt nach dem schneiden noch ein bischen traurig und mitgenommen aussieht...

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...trägt nur eine Woche später schon Blüten und schaut mit ein bisschen Sonne doch schon viel freundlicher aus :-)

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Die abgeschnittenen Äste und Zweige werden nicht verbrannt, sondern mehr oder weniger ordentlich zu Totholzhaufen aufgeschichtet. Auf diese Weise haben dann noch viele Insekten, Vögel und kleinere Säugetiere Unterschlupf und Nahrung.

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:bt



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