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Biosphärenreservat Pfälzerwald (südlicher Teil) e. V.
Bobenthal

31.07.2021

Alle Jahre wieder - die Kermesbeere macht sich breit

Vorgeschichte:
Als wir vor ein paar Jahren in einer der hinteren Ecken unserer Streuobstwiese eine neue Pflanze entdeckt hatten, die scheinbar als Anflug angekommen ist, und nicht sofort von uns bestimmt werden konnte, dachten wir uns „die lassen wir mal wachsen bis sie blüht, dann werden wir schon rausfinden was das ist“. Nach ein paar Wochen hat sich aus dem anfangs mickrigen Pflänzchen eine große Staude gebildet. Die hat dann recht hübsch geblüht und nach einiger Zeit große Rispen mit mit schwarzen Beeren gebildet. Da die Vögel ganz wild auf die Beeren waren, konnten wir anfangs nichts Schlechtes an der Staude finden und ließen sie einfach wachsen. Mit den Blüten und Früchten hat Jonas dann die Pflanze in einem seiner Bücher gefunden, ab da hatte sie auch einen Namen „Amerikanische Kermesbeere“. Das damit früher Rotwein gepanscht wurde und die Pflanze giftig ist war auch zu lesen, das war es aber schon. Wie der Namenszusatz „Amerikanisch“ schon andeutet ist das keine heimische Pflanze. Sie stammt aus Nordamerika, wurde allerdings schon im 17. Jahrhundert nach Europa eingeführt.

Wo ist das Problem?
Seit etwa 20 Jahren macht sich die Kermesbeere bei uns in der Region breit. Nachdem der Sturm Lothar 2001 für ordentlich Platz im Wald gesorgt hatte, siedelten sich auf den Brachen nicht nur junge Bäume, sondern auch die Kermesbeere an. Da die Pflanze eigentlich überhaupt keine Ansprüche an den Boden hat und auch sehr gut mit längeren Trockenphasen zurecht kommt, kann sie fast überall wachsen.
Die Pflanze wird, wenn man sie wachsen lässt, gut 2,50m hoch. Da sie überaus schnell wächst, nimmt sie kleineren Pflanzen das Licht zum Wachsen weg. Unterhalb der Kermesbeere hat es sich darum bald mit der Artenvielfalt, weil sie schlicht alles andere verdrängt. Bei uns auf der Sang konnten, wenn überhaupt, nur Adlerfarn und Kanadische Goldrute mithalten, da diese ähnlich hoch wachsen. Auch kleine Bäume gehen ein, wenn ihnen die Kermesbeere das Licht wegnimmt. Zusätzlich gibt die Kermesbeere über ihre Wurzeln Stoffe in den Boden ab, die verhindern, dass andere Pflanzen keimen oder Mikroorganismen arbeiten können (Allelopathie).
Da sie zu allem Elend auch noch giftig ist (alle Pflanzenteile!), gehört sie definitiv nicht auf unsere Streuobstwiese. Hier noch mal der Hinweis: Beim Anfassen der Pflanze auf jeden Fall Handschuhe tragen!

Wie kommt sie zu uns?
Da Vögel ganz wild auf die schwarzen Beeren sind, verteilen sie die Samen der Kermesbeere im Umkreis der ursprünglichen Pflanze. Und da liegt auch das Problem. Wenn irgendwo in der Nähe so eine Staude steht, kann man davon ausgehen, dass sie früher oder später auch den Weg auf die eigene Wiese findet.

Wie erkenne ich die Kermesbeere?
Vor allem daran, dass sie mit 2,50 bis 3m Wuchshöhe alles andere überragt.
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Die Blätter sind breit und groß
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Die Stängel innen hohl und außen grün bis purpur.
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Die Blüten sind schon sehr markant.
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Ebenso die noch unreifen Früchte. Die Beeren reifen an nach unten hängenden Rispen heran. Das unterscheidet die amerikanische Kermesbeere auch von der asiatischen Kermesbeere die man des öfteren in Hausgärten antreffen kann. Deren Früchte stehen senkrecht nach oben.
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Wenn man genau hinschaut kann man erkennen, dass sich die Beere aus einzelnen Kammern zusammensetzt, aber nicht sonderlich tief gefurcht ist.
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Die reifen Früchte werden mit der Zeit tiefschwarz und sehen nicht unattraktiv aus, doch Vorsicht, sie sind giftig! So weit wie auf dem Foto sollte man die Kermesbeere aber nicht wachsen lassen. Sind sie erst einmal ausgereift, werden sie, wie schon erwähnt, von Vögeln gefressen und durch deren Kot dann weiter verschleppt.
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Wie bekämpft man die Kermesbeere?
In aller Kürze: ausbuddeln.
Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass die Kermesbeere hart im Nehmen ist. Wir haben sie schon ein paar mal mit der Sense abgemäht, um dann festzustellen, dass sie unbeeindruckt einfach wieder nachwächst. Die Pfahlwurzeln reichen recht tief in den Boden und bilden bei größeren Pflanzen dicke verzweigte Knollen. Lässt man ein Stück davon im Boden hat man sie im nächsten Jahr wieder an der gleichen Stelle stehen. Wichtig ist, dass man die Staude wie auch immer daran hindert, dass sie Samen ausbildet.

Die Pfahlwurzel einer kleineren Pflanze bringt es schon auf stattliche 50cm Länge
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Die Wurzeln von größeren Pflanzen bilden große verzweigte Knollen. Diese dann auszugraben kann recht mühselig werden, daher ist es ratsam den jungen Pflanzen schon auf die Pelle zu rücken.
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Die ausgegrabene Pflanze sollte dann über den Restmüll entsorgt werden.

:mh



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