Naturschutzverein Biodiversität im Biosphärenreservat Pfälzerwald (südlicher Teil) e. V.Bobenthal
04.11.2020
Adlerfarn, Adlerfarn und nochmal Adlerfarn
oder warum sollte ich eine Fläche offenhalten von der ich eigentlich nichts hab?
Die meisten die an der Sang vorbeilaufen und unsere Streuobstwiese sehen, nehmen das Grundstück davor überhaupt nicht wahr. Warum auch, ist doch alles grün. Das ist aus unserer Sicht nicht ganz richtig, denn grün ist nicht automatisch gut. Auf dem Grundstück wächst nämlich Adlerfarn und der ist giftig. Wenn die Farnwedel ungestört wachsen dürfen werden sie bis zu zwei Meter hoch. Das sorgt unter anderem dafür, dass auf einer Fläche auf der sich Adlerfarn breit macht nichts anderes mehr wächst. Mit der Zeit werden alle anderen Pflanzen verdrängt. So entsteht nach und nach eine Fläche die arm an Pflanzen und Tieren ist, aber eben grün. Das eigentliche Übel ist jedoch unter der Erde und somit auf den ersten Blick überhaupt nicht sichtbar. Der Wurzelstock des Adlerfarns ist eine unter der Erde horizontal wachsende Kriechsprosse. Aus diesem sogenannten Rhizom wachsen dann alle paar Zentimeter die eigentlichen Farnwedel heraus. Leider hält sich so eine Kriechsprosse nicht an Grundstücksgrenzen und da diese auch noch sehr lang werden können (etliche Meter) bedeutet Adlerfarn auf dem Nachbargrundstück auch immer, dass man es auf dem eigenen Grundstück hat.
Foto der Grundstücks vor Beginn der Arbeiten. Fast die ganze Fläche ist mit Farnwedeln bedeckt, die etwa 1,5m hoch sind. Nur an ein paar Stellen die wir versuchsweise im letzten Jahr schon gemäht hatten konnten sich etwas Gras und ein paar Brennnesseln halten.
Mit Sense und Mistgabel bewaffnet sind wir Anfang November losgezogen um die Farnwedel abzumähen. Mit einem Freischneider geht dies zwar auch, nur neigen die trockenen Farnwedel dazu sich immer um die Messer zu wickeln. Die Sense ist zwar anstrengender, letztendlich aber schneller. Die Farnwedel haben wir links und rechts an den Rand der zukünftigen Wiese gesetzt. Anfänglich gibt das natürlich einen hohen Wall, das Farn setzt sich aber recht schnell und der Wall sackt dann in sich zusammen.
Da das Grundstück über viele Jahre ausschließlich von Adlerfarn bedeckt war, hat sich mit der Zeit eine dicke Schicht Streu aus sich zersetzenden Farnwedeln gebildet. Anfliegende Samen haben es schwer in dieser Deckschicht zu keimen und zu wurzeln. Lässt man das Farnstreu liegen brauchen Gras und Kräuter viel länger um die Fläche zu besiedeln. Ein weiterer Grund die Streuschicht zu entfernen, ist die Frostempfindlichkeit des Rhizoms. Lassen wir die Farnwedel stehen und das Farnstreu liegen, bildet dies eine isolierende Schicht, so dass der Frost im Winter nicht in den Boden eindringen kann und das Rhizom geschützt ist.
Nach dem Entfernen der Farnwedel bleibt eine dicke Schicht Streu zurück.
Diese entfernt man am Schonensten nach alter Väter Sitte mit einem Laubrechen.
Ist der Boden einmal freigelegt, erkennt man erst wie wenig andere Pflanzen sich gegen den Adlerfarn behaupten können. Eigentlich bleibt fast nur der blanke Sandboden mit ein paar grünen Flecken übrig.
Nachtrag vom Februar 2021 Das Wetter hat ausnahmsweise auch mitgespielt und uns ein paar wirklich kalte Tage beschert. Wir hatten Nachts bis -10°C und tagsüber kroch die Temperatur auch nicht über die 0°C hinaus. Dies lässt uns natürlich hoffen, dass der Bodenfrost dem Rhizom zugesetzt hat.