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Biosphärenreservat Pfälzerwald (südlicher Teil) e. V.
Bobenthal

22.10.2022

Was eine artenreiche Wiese ausmacht und wie man sie erhält

Wiese ist nicht gleich Wiese, das dürfte zu den meisten schon durchgedrungen sein. Eine Wiese die bis zu viermal im Jahr gemäht wird um Heu und Grünfutter für Tiere zu gewinnen, muss um diesen Ertrag zu erbringen regelmäßig gedüngt werden. Diese Düngung hat zur Folge, dass Gräser zwar üppig wachsen, Kräuter und Blühpflanzen aber nach und nach von diesen verdrängt werden. Um Artenreichtum auf einer Wiese zu ermöglichen, muss diese „abgemagert“ werden, d.h. die für das Gras wichtigen Nährstoffe müssen dem Boden entzogen werden. Um dies zu erreichen wird auf Düngung ganz verzichtet. Zusätzlich muss nach der Mahd (nach dem Mähen) das Schnittgut von der Wiese entfernt werden. Ein weiterer Punkt ist die Häufigkeit der Mahd. Magerwiesen werden gewöhnlich einmal, vielleicht auch zweimal im Jahr gemäht. Es kann aber auch vorkommen, dass je nach Entwicklung mal ein Jahr ausgesetzt werden kann. Weiter muss darauf geachtet werden wie gemäht wird. Gerne werden Mulcher eingesetzt. Hinterher ist alles eben und ordentlich, aber leider auch tot und gedüngt. Ein Mulcher schlägt alles tierische und pflanzliche Leben kurz und klein. Was hinter dem Mulcher liegenbleibt ist soweit zerkleinert, dass es sich schnell zersetzt, den Boden düngt oder sogar schon beim Mulchen in den Boden eingearbeitet wurde. Richtiger und schonender ist es, eine Wiese mit einem Mähbalken oder Kreiselmäher zu mähen. So können auch größere Flächen mit der Maschine angemessen gepflegt werden. Jetzt sind wir aber ein kleiner Verein mit entsprechend kleinen Flächen. Und diese Flächen sollen auch nicht in einem Rutsch abgemäht werden, sondern am besten in mehreren Arbeitseinsätzen damit den Insekten nicht auf einen Schlag der Lebensraum und die Nahrungsquelle entzogen wird. Zusätzlich gibt es auch immer noch die eine oder andere Ecke, die es notwendig macht um eine seltene Pflanze herum zu mähen. Aus allen diesen Gründen bleibt uns letztendlich nur die Möglichkeit nach alter Väter Sitte (jaja) mit Freischneider und Rechen bewaffnet in Handarbeit und mit Sorgfalt loszuziehen um uns um die Artenvielfalt zu kümmern.
Einer dieser Arbeitseinsätze führte uns am 22.10.2022 ins Moosbachtal bei Dahn. Dort kümmert sich eine örtliche Naturschutzorganisation ehrenamtlich um den sogenannten „Hubschrauberlandeplatz“. Da wir schon öfter mit der Bürgerinitiative gegen die Querspange aus Dahn zusammengearbeitet hatten, wurden wir eingeladen uns an der Offenhaltung der Fläche zu beteiligen. Hierbei handelt es sich zwar um keine „klassische“ Magerwiese, trotzdem muss durch regelmäßige Pflege dafür gesorgt werden, dass die Wiese nicht wieder zuwächst und verbuscht. Neben der Arbeit gibt es auch immer was zu lernen und gewöhnlich viel zu Lachen, sowie die Gewissheit, wenn einem am Abend dann alle Gräten weh tun, etwas zum Erhalt der Biodiversität beigetragen zu haben.

Vor dem Mähen werden die auszulassenden Bereiche mit Absperrband markiert.

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Sieht zwar auf den ersten Blick komisch aus, hat aber einen Grund.

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Erfahrungsgemäß ist es schwierig bis unmöglich ein ganzes Rudel Freischneidende während des Mähens davon zu überzeugen diesen oder jenen Bereich auszulassen. Mit Absperrband ist es eindeutig: da nicht!

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Genauso wichtig wie das Mähen ist das Zusammenrechen und Wegräumen des Schnittguts. Damit wird verhindert, dass dem Boden Nährstoffe zugeführt werden.

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Die Muckis werden ganz nebenbei auch noch trainiert, nasses frisch gemähtes Gras ist nämlich elend schwer und muss noch dazu über die ganze Wiese getragen werden. Den Besuch im Fitness-Studio hätten wir uns für heute gespart.

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Wie? Was heißt hier Linie übertreten?

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Kurze Pause am Ende der Plackerei.

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Mission erfüllt…die sensiblen Bereiche stehen noch.

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Und nebenbei findet sich immer noch das eine oder andere Tier das im Artenfinder gemeldet werden will :-)

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:mh



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